Darf´s ein bisschen leichter sein?
Interview mit Leane Zaborowski, Coach für Führungskräfte & Unternehmensnachfolger über menschliche Aspekte und die Rolle von Coaching im Nachfolgeprozess
Frau Zaborowski, Sie sind Kommunikationscoach spezialisiert auf Nachfolgeprozesse in Familienunternehmen. Wann und für wen kann Coaching im Nachfolgeprozess sinnvoll sein?
Hilfreich ist Coaching für jeden Beteiligten, der seine Position reflektieren und Handlungsoptionen ausloten will. Eine Unternehmensübergabe innerhalb der Familie ist ein komplexer und hochemotionaler Prozess. Es treffen verschiedene Systeme – Familie, Unternehmen, Eigentum – aufeinander und das führt unweigerlich zu Herausforderungen. Die richtige Kommunikation kann hier viel retten.
Hilfreich ist, Klarheit über die eigenen Rollen und Kontexte zu erlangen, aus denen agiert wird. Ebenso, die eigenen Bedürfnisse und Motive besser zu verstehen. Auch Zweifel und Ängste einmal außerhalb des Unternehmens und der Familie in Worte zu fassen.
Letztlich: Einfach mal die Perspektive zu wechseln, um andere Standpunkte einzunehmen und neue Lösungswege für Probleme zu entdecken. Das beschleunigt und erleichtert viele Prozesse. Natürlich auch bei Nachfolgen außerhalb der eigenen Familie.
Die vielschichtige Thematik der Unternehmensnachfolge wird oft mit einem Marathon verglichen. Sie schlagen einen passenderen Vergleich vor. Würden Sie das bitte erläutern?
Das Bild des Marathons hat bei mir von Anfang an ein Gefühl des Unwohlseins hervorgerufen. Die wenigsten von uns sind passionierte Langstreckenläufer, die gern Durststrecken überstehen. Warum also mit einer so abschreckenden Metapher arbeiten?
Ich glaube nicht, dass das einen Unternehmer wirklich motiviert, endlich loszulegen. Viel besser gefällt mir das Bild der ausgedehnten Wandertour. Die schafft nämlich jeder – auf seine Weise.
Mal ein Stück in Begleitung eines Bergführers, also eines Fachexperten, dann wieder ein Stück allein. Zwischendurch darf man Pausen machen, durchatmen und den Blick über das bereits Erreichte schweifen lassen.
Vielleicht sogar die Route anpassen. Man hat Proviant zur Stärkung dabei, Wechselkleidung und genau die Ausrüstung, die man braucht.
Ist das nicht viel attraktiver als ein Marathon? So gehen wir bei BeCoSy auch die Begleitung des Nachfolgeprozesses an: Schritt für Schritt, in machbaren Etappen, damit die Motivation nicht auf der Strecke bleibt oder die Puste ausgeht.
Wir wollen in unserem Projekt ebenfalls Unternehmer im Nachfolgeprozess begleiten. Ziel ist es, mit den Unternehmern Angebote zu entwickeln, die den Nachfolgeprozess unterstützen. Worauf sollten wir besonders achten in Bezug auf die menschlichen Aspekte bei der Thematik?
Genau darauf: dass es im Kern um Menschen geht. Um mindestens zwei, den Abgebenden und den Nachfolgenden, meist aber um noch weitere.
Neben der Klärung aller finanzieller und rechtlicher Aspekte wird zu oft vernachlässigt, dass wir nicht nur über „das Unternehmen“ sprechen sollten, sondern über alle Beteiligten im Prozess.
Der Übergebende braucht auf einmal Fähigkeiten, die vorher wenig gefragt waren: loslassen können, die Kontrolle abgeben, ein Leben jenseits des Unternehmens gestalten.
Und der Übernehmende steht vor großen Aufgaben: seine Rolle als Nachfolger finden, einen eigenen Führungsstil etablieren, mit langjährigen Mitarbeitern und Partnern kommunizieren, flexibel auf die sich stets verändernden Anforderungen des Umfelds reagieren.
Ich wünsche jedem Unternehmer, dass er die Möglichkeiten von Coaching, Mentoring und Beratung für sich erkennt und nutzt – es macht so vieles leichter, wenn man nicht allein an der Spitze steht.
Frau Zaborowski, herzlichen Dank für dieses Gespräch. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und zufriedene Abgebende und Nachfolgende.
Weitere Informationen zum Nachfolgecoaching: Leane Zaborowski, www.be-cosy.de