Eine Dorfgenossenschaft rettet ihren Bäcker
In Wombach hat ein ganzes Dorf eine Nachfolgelösung gefunden
Welche Möglichkeiten gibt es in ländlichen Räumen die Versorgungsstrukturen wie Bäckereien, Einkaufsläden, Ärzte, Apotheken und andere am Leben zu halten, wenn eine Nachfolge ansteht? Was ist, wenn es keine Nachfolger gibt?
Eine Möglichkeit ist, eine Dorfgenossenschaft zu gründen.
Wie das erfolgreich funktionieren kann, zeigt das Beispiel aus Lohr-Wombach (Bayern), wo 2022 eine Dorfgenossenschaft zur Rettung der Bäckerei Wombicher Beck gegründet wurde: die Wombacher Dorfgenossenschaft eG. Die vorigen Inhaber mussten aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig abgeben, nur gab es keinen Nachfolger. Eine andere Lösung wurde gesucht.
Auf Initiative einiger Menschen die in der 2000 Menschen großen Ortschaft leben, musste nach einer Lösung gefunden werden,
die das Bäckerhandwerk erhält
und die Menschen in der Region aktiv mit einbindet.
Schnell war klar, dass der Verkauf an eine Bäckereikette keine Lösung war. Und so wurde die Idee der Dorfgenossenschaft geboren. Das Interesse der Menschen mitzumachen war unerwartet groß. Nach wenigen Monaten konnte mit 246 Mitgliedern im Frühjahr 2022 eine Dorfgenossenschaft gegründet und die Bäckerei wieder eröffnet werden. Heute sind es 688 Mitglieder.
Hilmar Ullrich ist einer der Initiatoren. Gemeinsam mit Laura Jungnickel und Sophia Krebber berichtete er beim #GenoDigital Community Call am 28.2.2024 von ihrem Weg und dem Erfolg der Genossenschaftsgründung.
Welche Ratschläge gibt uns Hilmar Ullrich? Was können wir in Barnim/Uckermark von dem Beispiel lernen?
Sophia Krebber hat nachgefragt.
Hilmar, was rätst Du anderen ländlichen Regionen, die ihre Versorgungsstrukturen erhalten wollen?
Sich über die echten Bedarfe der Menschen informieren. Fördermöglichkeiten für den ländlichen Raum ausloten. Der Wille der Bürger ist entscheidend. Es braucht mehr als Lippenbekenntnisse, sondern auch die konsequente Bereitschaft, solche Strukturen nachhaltig zu nutzen.
Welches Wissen braucht es, um so eine Dorfgenossenschaft umzusetzen?
Informationen zum Wesen einer Genossenschaft (Gründungsberatung durch Verbände begleitet), Klarheit über den Zweck und den Gegenstand, beides sollte in der Satzung aus- bzw. weitreichend niedergeschrieben sein. Es braucht Personen, die bereit sind, im Ehrenamt ihr Knowhow einzubringen: Idealerweise gibt es Verbindung zu Behörden und Kommune, Erfahrung im Bereich wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb und Überzeugung, um andere Menschen zu begeistern.
Warum eignet sich die Rechtsform einer Genossenschaft so gut dafür?
Eine Genossenschaft hat den Zweck, ihre Mitglieder/Eigentümer zu fördern. Diese sind in der Regel die Stakeholder (Nutzer) des Angebotes. Sie verfolgen das gleiche Ziel: der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb dient allein ihren Bedürfnissen und muss keine sonstigen 'shareholder' befriedigen. Gewinne müssen erzielt werden, aber nicht maximiert. Die demokratische Unternehmensform: Jedes Mitglied hat 1 Stimme, unabhängig von der Anzahl der Anteile.
Wie können die Menschen mitmachen?
Als Mitglied zeichnet man Anteile der Genossenschaft, ist Teil der Generalversammlung und man kann sich über Vorstand, Aufsichtsrat oder ggf. Ausschüsse bzw. ehrenamtliche Tätigkeiten engagieren/einbringen (Ergänzung: ein Anteil kostet 150€ und es können max. 10 Anteile erworben werden).
Mehr Information finden Sie hier:
Deutschlandfunk Kultur Beitrag zu “Bayerns erste Genossenschaftsbäckerei”
Beitrag von Hilmar Ullrich im Rahmen des #GenoDigital Community Calls:
Autoren: Sophia Krebber & Hilmar Ullrich
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