Auf drei Abgebende folgt ein Nachfolger - die Nachfolgesituation in Deutschland
Zusammenfassung der Kfw-Research Studie 2023 zur Nachfolge im deutschen Mittelstand
Jedes Jahr veröffentlicht die KfW-Research eine Studie über die aktuellen Entwicklungen zum Nachfolgegeschehen im deutschen Mittelstand. Dieser Beitrag fasst für Sie einige Aspekte dieser Studie zusammen.
Bis Ende 2027 streben 626.000 von 3,81 Mio mittelständische Unternehmen eine Nachfolge an. Das sind rechnerisch 125.000 pro Jahr. Dies bringt Herausforderungen für abgebende Unternehmer mit sich.
Hürden einer Unternehmensnachfolge
Die Grafik zeigt die 2023 erfassten Hürden bei einer Unternehmensnachfolge.
Mit Abstand am schwierigsten gestaltet sich das Finden eines passenden Nachfolgers (74%).
Die Studie schildert zudem, dass familieninterne Nachfolgen häufig besser vorbereitet sind als externe Nachfolgen. Grund hierfür ist, dass die Nachfolgenden das Unternehmen bereits kennen und dadurch weniger Informationsasymmetrien entsteht. Außerdem sind die Transaktionskosten geringer. Dem gegenüber steht der Trend, dass das Interesse an einer Nachfolge bei Familienangehörigen und Kindern gesunken ist.
Die folgende Grafik zeigt, welche Lösungen grundsätzlich bei Unternehmensnachfolge in Betracht gezogen werden.
Am häufigsten wird die Übergabe an ein Familienmitglied in Betracht gezogen (57%). Am zweithäufigsten wird die Option eines Verkaufs an einen Externen überlegt (43%). Eine Übergabe an Mitarbeiter wird von 28% in Erwägung gezogen. Die Übergabe an Miteigentümer kommt in Frage, sofern das Unternehmen bisher mehr als einen Inhaber hat.
Ist eine Verbesserung der Lage für Nachfolgersuchende in Sicht?
Erst einmal kaum. Die nachfolgenden Generationen der Abgebenden sind deutlich geburtenschwächer als die Babyboomer (u.a. weil 1961 die Antibabypille auf den deutschen Markt kam). Bereits 2023 waren 30% der Unternehmerschaft 60 Jahre oder älter. Tendenz steigend.
Ein Blick auf die Grafik der Bevölkerungsstruktur gibt weitere Erklärungen:
In der Altersgruppe potentieller Nachfolger zwischen 30 und 40 Jahre (gestrichelte schwarze Linie) gibt es heute in Deutschland insgesamt ca. 200.000 weniger Menschen als in der Altersgruppe der Abgebenden, die um die 60 Jahre als sind (gestrichelte gelbe Linie).
Im ländlichen Raum wird die Differenz zwischen den Altersgruppen noch größer sein was die Situation verschärft. Wir berichteten: Herausforderungen und Chancen der Unternehmensnachfolge in der Uckermark.
Außerdem informiert die Studie, dass viele Menschen eine abhängige Beschäftigung einer Selbständigkeit vorziehen. Die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland nimmt seit 2014 stetig weiter ab.
Aufgrund dieser Tendenzen kommen aktuell auf drei nachfolgersuchende Unternehmen lediglich ein Übernahmeinteressierter.
Dieses Überangebot an Unternehmen verbessert allerdings die Lage der Übernahmeinterssierten.
Erfreulich ist, dass das Bewusstsein leicht gestiegen ist, sich frühzeitig um die Nachfolge zu kümmern. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) empfiehlt, mindestens 3 Jahre für konkrete Planung und Nachfolgersuche einzuplanen.
Gedanken zu den Daten aus Projektsicht
Die Arbeit in diesem Projekt hilft beim größten Problem bei der Nachfolge: Einen passenden Nachfolger finden und wenn es interessierte Nachfolger gibt, mit denen bestmöglich in Austausch zu treten. Der Mangel an geeigneten Nachfolgern erhöht die Anforderung an die Abgebenden. Sie müssen sich bemühen, auf einen potentiellen Nachfolger einzugehen. Wer ernsthaft eine Nachfolge wünscht, muss über seinen Schatten springen.
Das bedeutet, offen über das Unternehmen zu kommunizieren und genau zuzuhören, welche Bedürfnisse der Nachfolgerinteressierte kommuniziert.
Unsere Treffen mit jungen Menschen bestätigen, dass eine wertschätzende Kommunikation und der Führungsstil im Unternehmen eine entscheidende Rolle spielen, in der Entscheidung ob eine Nachfolge vorstellbar ist. Den jüngeren Menschen sind diese Dinge oft wichtiger als den Abgebenden. Arbeiten soll heutzutage auch Spass machen und Zeit für Familie und Freizeit ermöglichen.
Wir sehen in den Gesprächen mit abgebenden Unternehmern, dass die Aufgabe, ein Lebenswerk in jüngere gute Hände zu geben, ganz andere Fähigkeiten erfordert als die, die man über die Jahre für die Geschäftstätigkeit brauchte.
Wenn Sie eine Nachfolge planen, reflektieren Sie über die Arbeitsatmosphäre und Kommunikationskultur im Unternehmen.
Sie können heute anfangen, diese zu verbessern. Ideen dafür finden Sie in unserem vergangenen Newsletter Fünf effektive Maßnahmen für Mitarbeitergewinnung und –bindung, die nichts extra kosten oder sprechen Sie uns an.
Damit steigern Sie die Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter und verbessern Ihre Lage bei der Nachfolgersuche.
Autorin: Maria Wichmann
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